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SELMER Bb-Klarinette Saint Louis

SELMER Bb-Klarinette Saint Louis

In der einschlägigen Literatur stößt man öfter auf ein Photo, das die Brüder Henri und Alexandre Selmer bei Justierarbeiten an Klarinetten zeigt. Henri war der Firmengründer, sein Bruder Klarinettist beim Philadelphia Orchestra und kurz nach der Jahrhundertwende Leiter der amerikanischen Firma Selmer/USA, die trotz Kooperation bis heute eigenständig blieb. Ursprünglich waren nur Mundstücke und Blätter im Programm, 1904 baute man die ersten Klarinetten. Dass sie gleich eine Goldmedaille auf der Weltausstellung einheimsen würden, hatte wohl niemand vermutet.

Von Claus Raumberger

Das 19. Jahrhundert und die Zeit bis zum Ersten Weltkrieg war die große Ära der Weltausstellungen, auf denen die Nationen ihre industriellen (vornehmlich), künstlerischen und wissenschaftlichen Errungenschaften präsentierten. Lässt man die Pariser Nationalausstellung von 1798 außer acht, kann die Londoner Weltausstellung von 1851 im berühmten Kristallpalast als die erste bedeutende dieser Art angesehen werden. Die "Louisiana Purchase Exhibition" von 1904 war die erste des neuen Jahrhunderts und hatte die 100jährige Angliederung von Französisch-Louisiana an die Vereinigten Staaten zum Anlass. Der Ausstellungspark befand sich 15 km vor St.Louis, bekam einen eigenen Eisenbahnanschluss und stellte mit 500 Hektar einen neuen Flächenrekord auf. Die Gestaltung mutet recht modern an, wie vorhandene Photos, Zeichnungen und der Katalogplan zeigen. Deutschland glänzte übrigens mit dem kompletten Nachbau des Mittelflügels vom Charlottenburger Schloss! Einer der Pavillons, der "Palace of Liberal Arts", war u.a. der Drucktechnik, Lithographie und Fernöstlichem gewidmet und enthielt einen kompletten Flügel mit Musikinstrumenten. Hier also hatte Alexandre Selmer die von seinem Bruder und dessen Mitarbeitern in Paris gebauten Klarinetten ausgestellt. Aufgrund ihrer akustischen und handwerklichen Qualitäten bekamen sie denn auch die erwähnte Medaille. Wie der kometenhafte Aufstieg der Firma verlief, welch legendäre Modelle kreiert wurden und welche Bedeutung sie heute hat, brauchen wir nicht weiter zu erläutern.

Im Gegensatz zur Saxophonfertigung überwiegt beim Klarinettenbau der Firma Selmer die reine Handarbeit. Angeboten werden heute - neben den Harmonieklarinetten - fünf im akustischen Konzept unterschiedliche Sopranklarinetten: "Odysée", "Artys", "Recital", "Signature" und die neue "SL". Gefertigt wird im Plain-Boehmsystem mit 17 bzw. 18 Klappen, Full-Boehm-Instrumente werden kaum mehr verlangt und sind deshalb aus der Fertigung genommen. Voll applizierte Modelle waren u.a. in Spanien, Italien und Tschechien verbreitet. Sie entstanden bereits in den 1860er Jahren, erlebten aber nie eine bemerkenswerte Akzeptanz. Selmer baute auch die hochinteressante "Marchi"-Klarinette mit einer Unzahl von Klappen; konstruktive und instrumentenbauerische Meisterleistung, aber in der Praxis wenig erfolgreich. Gebaut wird die Jubiläumsklarinette "Saint Louis" in B und A; bei unserem von Importeur Musik Meyer zur Verfügung gestelltem Instrument mit der Seriennummer P04835 handelte es sich um die B-Stimmung.

Ausstattung
Geliefert wird Selmers neuestes Produkt in einem relativ üppigen ABS-Kunststoffkoffer mit etwas futuristischer Form. In den Kunstlederüberzug ist eine goldfarbene Plakette mit der Aufschrift "SL" in Erinnerung an die Originalmedaille eingearbeitet. Innen befinden sich Nester in einer Polyethylenschaumfüllung. Der ebenso leichte wie stabile Koffer wurde extra für die "Saint Louis" entwickelt und kann mit dem mitgelieferten Gurt leicht transportiert werden. Geschlossen wird mittels eines umlaufenden Reißverschlusses, und nicht fehlen darf innen eine weitere Medaille mit dem "SL"-Logo. Die Nester sind so gestaltet, dass der Becher am Unterstück verbleibt. Zur Grundausstattung gehören ein Putztuch mit Jubiläumsaufdruck, ein Selmer/USA-Fettstift (für mich immer noch einer der besten), drei Selmer-"Omega"-Blätter, Stärke 2, ein Leder-Durchziehwischer und ein Instrumentenpass in Form der Medaille von 1904. Ergänzend gibt man eine Zusammenbau- und Pflegeanleitung sowie Infomaterial historischen und aktuellen Inhalts mit. Als Mundstück hat Selmer ein C85/120 ausgewählt, das mit einer eleganten, einschraubigen Ligatur der Firma "Ligaphone" versehen ist, die extra für diese Klarinette entworfen wurde. Der Blattschoner ist aus schwarzem Kunststoff und bedeckt im Wesentlichen nur Bahn und einen Teil der Bissschräge, wie man es von Selmers Metallmundstücken kennt. Zwei Birnen mit 64,5 bzw. 65,5 mm Länge sollen die gängigen Stimmungen abdecken. Ihre Außenform erinnert ein wenig an frühere Modelle.
Die Teile der "Saint Louis" machen schon in ihren Koffernestern einen soliden und eleganten Eindruck - und natürlich fehlt eine weitere Plakette nicht, diesmal im Oberstück oberhalb der kurzen A-Klappe eingelegt. Das soll aber sein, denn dieser Platz hat sich inzwischen bei vielen Marken zum Etikettieren bewährt. Der erste Blick gilt grundsätzlich Material und Verarbeitung; hier war erwartungsgemäß nicht das Geringste auszusetzen: Sehr schöne, naturbelassene Holzoberfläche (Selmer verwendet besonders dichtes Grenadill, das hierzulande manchmal "blaues" Grenadill genannt wird) und eine Mechanik in der typischen Selmer-Machart. Hier also schon Höchstpunkte. Die (stark) versilberte Mechanik entspricht der klassischen 18/6-Bauart (in der Selmer Nomenklatur als 1B bezeichnet), also 17 Klappen, 6 Ringe und linker Es-Heber, wobei dieser in heute üblicher Weise neben der H-Cis-Stangen gelagert ist. Selmer-typisch sind die Spitzklappen mit ihrer leicht konkaven Erhöhung; allerdings wirkt die Mechanik insgesamt etwas glatter und eleganter als bei den früheren Selmer Instrumenten. Der Daumenhalter ist (heute mehr oder weniger selbstverständlich) verstellbar. Im Gegensatz zu den verbreiteten Bechern mit Holzwulst trägt die "Saint Louis" den guten alten Ring, der nach meiner Erfahrung das Abstrahlverhalten der bechernahen Töne deutlich positiv beeinflusst. Auffällig sind von Anfang an die Korpusringe, die nicht die übliche Kanellierung aufweisen, sondern glatt und schmal gestaltet wurden und - das ist das Besondere - zwei Oberflächenfinishs zeigen: die obere Hälfte ist versilbert, die untere vergoldet; das ist einem Jubiläumsinstrument wohl angemessen. Nicht gespart hat Selmer bei Zapfen und Herz an Ober- und Unterstück. Das Herz vom Unterstück ist mit Metall ausgelegt, der Zapfen aus Holz, da der Becher ohnehin meist am Instrument verbleibt. Der birnennahe Zapfen des Oberstücks trägt einen Metallrand zur Verstärkung, der untere ist komplett mit Metall belegt und geht bis zum eigentlichen Korpusbeginn. Das alles wirkt sehr stabil und bei guter Behandlung dürfte auch nach hundert Jahren Gebrauch wenig oder nichts wackeln. Für die Polster verwendet H. Selmer/Paris nur Leder, keine Fischhaut (bei Boehmklarinetten sonst bevorzugt) oder Kunstmaterialien. Die Polster der drei tiefsten Klappen (E/H, F/C, Fis/Cis) tragen Metallresonatoren. Diese Ausführung wurde in den letzten Jahren bei Herstellern hochwertiger Klarinetten eingeführt, obgleich ihre Effizienz gegenüber belegten Saxophonpolstern wesentlich geringer scheint. Die Duodezimklappe ist mit einem konischen Korkpolster ausgestattet, die Überblashülse wurde versenkt und ist klein und rund - früher gab es ja die bekannte Sechskantform. Wirkungsvoll, aber optisch etwas billig scheint der Aufschlag des linken Es-Hebers, der aus schwarzem Kunststoff besteht.

Handling und Spieltest
Beim ersten Darübergreifen fühlt sich die Mechanik vertraut und angenehm an. Zu den früheren Selmer-Klarinetten und den anderen großen französischen Marken besteht natürlich ein berechtigter Unterschied, aber der ist als marginal zu werten, und es dürften auch beim Wechseln keinerlei Probleme auftreten. Drei Kleinigkeiten seien erwähnt, die subjektiver Natur sind und aus jahrzehntelangem Spiel verschiedener Marken resultieren: Die C-Es-Drücker (R.H.4) haben einen relativ großen Abstand zum Korpus, man muss ein wenig "hinaufkrabbeln", ebenso der Es/B-Griff für den rechten Zeigefinger. Die Länge des linken Es-Hebers ist ebenfalls etwas gewöhnungsbedürftig. Gut gefiel mir der "Crow-foot" (Mitnehmer in der rechten Kleinfingerpartie) in seiner kräftigen Ausführung, da gibt es kein Gewabbel und nichts verstellt sich, sollte die Klarinette mal unsanft abgelegt werden (noch schöner wäre es, er trüge Einstellschrauben). Dass die Klarinette butterweich zusammensteckbar war und eine nahezu perfekt eingestellte, kräftige Befederung zeigte, bedarf bei einem Instrument dieser Anspruchsklasse genau genommen keine Erwähnung, sei aber insofern angesprochen, als da bei Testinstrumenten schon unliebsame Überraschungen zu erleben waren. Hier also weder Fehl noch Tadel. Die erste Hürde, die ein Testinstrument der Holzbläserfamilie nehmen muss, ist die Deckung. Prototypen werden ja oft herumgereicht und müssen wohl einiges aushalten, die "Saint Louis" deckte jedoch hervorragend und alle kritischen Griffkombinationen (bei Boehmklarinetten z.B. das lange H nur mit dem linken kleinen Finger oder die "long action", Klappenverbindung Ober-/ Unterstück für zweigestrichenes B) kamen problemlos. Die Ansprache ist übrigens - bei durchaus professionell gewünschtem mittelhohem Widerstand - so leicht, dass man eine halbe Blätterstärke höher blasen kann.

Soweit meine ersten Erfahrungen beim Durchblasen der Klarinette. Nun war ich hinsichtlich dieses Instruments gewissermaßen voreingenommen, denn kurz zuvor hatte ich bei einer Selmer Präsentation in München Pierre Paquette erlebt. Der Multiinstrumentalist mit enormer Stilbreite ist u.a. als Baritonsaxophonist der SWR-Bigband und von vielen Gruppierungen her bekannt. Paquette spielt eine unglaublich swingende Klarinette in einer Verquickung von Goodmanscher Eleganz und der Technik eines De Franco oder Daniels. Und dies führte er (zusammen mit Pianist Thilo Wagner) einem begeisterten (Fach-)Publikum vor. Erkenntnis: die "Saint Louis" ist ein tolles Instrument, wenn man sie zu spielen versteht. Also frisch auf zum eigenen Test. Zu den positiven Erfahrungen zählt die schöne, gleichmäßige Klangfarbe, natürlich unter Beibehaltung erwünschter Registerdifferenzierungen. Generell könnte sie als mitteldunkel mit Betonung des Clarinregisters bezeichnet werden; sie ändert sich auch bei unterschiedlichen Mundstücken und Ansatztechniken nicht allzusehr. Somit hat das Instrument eine persönliche Note. Der Chalumeaubereich kommt angenehm satt und zeigt sich typisch "klarinettig", die Kopftöne sind nebengeräuscharm bis -frei, schließen gut an und zeigen Farbe und Substanz. Das erwähnte Clarino blüht herrlich auf und ist ohne bemerkenswerte Impedanzzunahme ans höchste Register, das Altissimo, anzubinden. Letzteres spricht außergewöhnlich leicht an und wirkt keinesfalls pfeifig. Selmer Klarinetten besitzen ja insgesamt mittelenge Bohrungen (die "Recital" dürfte eine der am engsten gebohrten Profiklarinetten auf dem Markt sein); bei der "Saint Louis" ist das B-Instrument 14,50 mm/0,571 inch gebohrt, die A-Version 14,55 mm/0,573 inch. Klarinetten dieser Marke beweisen immer wieder, dass eine weit gebohrte Klarinette nicht unbedingt leichter losgehen muss, gelegentlich sind die weiteren sogar etwas "stopfig". Nicht zustimmen kann ich der Einordnung als "Jazz-Klarinette", wie im Prospekt ausgeführt. Zum einen gibt es genau genommen keine expliziten "Jazz"-Klarinetten, zum anderen kann man mit der "Saint Louis" sehr gut Klassik spielen. Dass die angenehme Ansprache manchem Jazzer das Spiel erleichtert, sei konzediert. Übrigens wäre es schade, wenn sich nur Musiker einer Stilrichtung für diese prachtvolle Jubiläumsklarinette interessieren würden. Anfangs habe ich mein gewohntes Vandoren B40 verwendet, mit dem das Instrument sehr gut harmoniert, dann ESM- und Pomarico-Mundstücke, die ebenfalls tadellos funktionierten, und schließlich einige von Selmer. Das beigefügte C85/120 gehört zu einer Serie, die vor gut zwanzig Jahren herauskam und die bekannten "Standard"-Modelle ergänzen sollte. Sie sind laut Hersteller auf modernen, großen Ton und präzise Ansprache und Artikulation ausgelegt, was durchaus zu bestätigen ist. C85-Mundstücke sind in drei Öffnungen erhältlich, 120 ist die offenste (bei "Standard" gibt es 13 Versionen). Das Mundstück passte vorzüglich zu unserem Testinstrument, ohne andere Marken verdrängen zu können. Meine alten C85 unterscheiden sich geringfügig von dem mitgelieferten: Sie sind 1,2 mm kürzer, haben äußerlich eine andere Konizität und eine um 0,15 mm weitere Schaftbohrung. Bemerkenswert gut ist die Insichstimmung der "Saint Louis", selbst bei locker unkonzentriertem Spiel entstehen nur wenige Abweichungen. Sämtliche Alternativgriffe sind hinsichtlich Klang und Stimmung gleichwertig, das ist ein dickes Plus. Einzige klangliche Ausnahme. Das kleine A kommt dunkler als das anschließende B, das ist ansatzmäßig aber in den Griff zu bekommen. Sehr lobenswert sind die dynamischen Möglichkeiten dieser Klarinette, da geht alles vom gehauchten Pianissimo (noch viel Substanz) bis zum richtigen Aufdrehen, wobei der Ton nicht denaturiert, und das bei beachtlichen Projektionswerten.
Offiziell ist die "Saint Louis" mit 442 Hz ausgewiesen, die man auch erreichen kann, wenn die kurze Birne benutzt wird und das Instrument ordentlich warmgespielt wurde. Ansonsten eben das alte Problem bei französischen Klarinetten hierzulande: Sie sind grundsätzlich etwas tief und man trifft kaum jemand, der nicht eine Birne hat abdrehen lassen. Daher wieder mal die Bitte, die lange Birne wegzulassen, die kurze als "lange" umwidmen und eine noch kürzere dazugeben.

Fazit
Selmer/Paris hat sich und den Musikern zum Jubiläum was Feines gegönnt. Die Klarinette besticht durch Verarbeitungsqualität, Klang, Aussehen und Gebrauchswert, und das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Geeignet ist sie für Bläser aller Stilrichtungen, wenngleich die Jazzer möglicherweise etwas häufiger zu ihr greifen. Boehmklarinette ist in Deutschland ja kein Thema mehr wie noch vor einigen Jahren (weniger schöne Ausnahmen einmal abgesehen), und Selmer Instrumente sind bestens eingeführt. Wie bei allen hochwertigen Klarinetten auch hier der Rat, sich unbedingt mit dem Instrument zu beschäftigen, erst dann kommen alle Valeurs zum Vorschein. Eine Bemerkung zum Schluss: Der Koffer wirkt bei aller Leichtigkeit, Schutz und Stabilität letztlich wie ein preiswertes Schüleretui, da wäre ein Pochette-Modell mit Echtleder und Samtausstattung doch angemessener.

Pro und Contra
+ erstklassige Verarbeitung
+ Klangvaleur
+ elegantes Aussehen
- Stimmung könnte angehoben sein
- Koffer und Instrument passen qualitativ nicht zusammen

"Saint Louis"-Klarinette
1: Griffelemente für die rechte Hand und den linken Finger
2: Oberstück mit der SL-Plakette
3. Der untere Zapfen des Oberstücks trägt eine kräftige Metallarmierung
4: Vergoldete und versilberte Korpusringe unterstreichen die Eleganz der "Saint Louis"


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